„Mama, wann sind wir da?“ Diese Sätze fielen oft von mir, als wir auf dem Weg in den Urlaub waren. Zeit verging viel zu schnell, wenn ich noch länger bei meiner Freundin bleiben wollte und sie endete nicht, wenn ich bei meinem Hassfach Mathe in der Schule saß. Und doch habe ich mir als Kind nie Gedanken darüber gemacht. Und heute? Heute ist sie neben der Gesundheit das kostbarste, was ich habe. Doch was ist Zeit eigentlich? Ich kann sie nicht anhalten, sie läuft einfach weiter. Bis vor ein paar Jahren war mein Bezug zu Zeit echt schräg, ich hatte nie genug, war dadurch öfter gestresst und genervt und bin den Dingen irgendwie immer hinterhergerannt. Die Zeit hat den Takt vorgegeben. Hmm, warte mal, ist das wirklich so? Ich weiss noch, dass ich eines morgens aufgestanden bin und hatte irgendwie genug von diesem Gedanken.Ich wollte das Gefühl haben, ich habe genug Zeit, und ich ahnte,dass ich ein paar Dinge für mich klären musste: Wie viel Zeit verbringe ich mit Sachen, die mir eigentlich kein Spaß machen? Ähm, und by the way, bin ich mir klar darüber,was mir eigentlich so richtig Spaß macht? Und warum verbringe ich damit nicht mehr Zeit?
Ein paar Monate später wurde mein Vater krank, Alzheimer und Demenz, da wurde mir das Thema nochmal richtig hingeschmettert: „Wir haben noch so viel Zeit“ war da nicht mehr, und durch die Krankheit war auch ein normales Gespräch nicht mehr möglich. Fuck. Ich hätte noch so viel sagen wollen, versteht er mich noch? Ich hatte so viel Zeit mit unwichtigen Dingen verbracht und nun ist es fast zu spät. Kennst du das Gefühl? Ich glaube, so ähnlich kann es sich am Ende deines Lebens anfühlen, wenn du merkst, du hast eigentlich nicht DEIN Leben gelebt und nun ist es zu spät… Das wollte ich auf keinen Fall, also beschloss ich, meine Arbeit zu reduzieren, um herauszufinden, wer ich wirklich bin, wenn ich genug Zeit habe. Die ersten Wochen waren mega, und dann? Dann hatte ich auf einmal mehr Zeit und habe sie für mich nicht sinnvoll nutzen können, es war ungewohnt und ich musste lernen, mir bewusst Zeiträume für mich zu nehmen. Mein System war es gewohnt zu arbeiten, abends erschöpft nach Hause zu kommen, kochen, essen, evtl. noch Sport und das wars dann. Jeden Tag. Nicht die wenige Zeit war das Problem, sondern die Qualität, mit der ich diese füllte. Zeit hat mir bis jetzt schon viel gelehrt: Dinge, die mir wichtig sind nicht aufzuschieben, den Menschen zu sagen, was sie mir bedeuten, das Zeit mir mittlerweile wichtiger ist als Geld und das wichtigste: Ich habe mein Leben viel zu sehr aus der Vergangenheit gelebt, also: weil gestern das passiert ist, passiert es heute und morgen auch. Viel geiler ist es, hier in der Gegenwart anzukommen, meine Gedanken zu entspannen und nicht immer in der Vergangenheit rumzuwühlen. Ist das immer einfach? Nein, aber so viel schöner als „täglich grüßt das Murmeltier“ zu spielen. Mich zu fragen: „Wenn alles möglich wäre, wie würde ich meine Zeit gerne nutzen“? Einfach erstmal träumen, und es aufschreiben, ohne das „wie soll das gehen“ zu kennen. Das kommt später. Hört sich komisch an? Wenn du Lust hast, versuch es gerne mal. Mir hat es extrem geholfen, frecher und größer zu denken und davon dann die nächsten kleinen Schritte abzuleiten. Es fängt immer mit einem anderen Gedanken an. Heute zum Thema Zeit, und morgen zu einem anderen Thema. Wir haben alle 24 Stunden, wie wir diese nutzen, können wir frei entscheiden. 🙂
Wie ist es bei dir? Ich würde mich voll freuen, deine Meinung zu lesen 🙂